3. Der P 601 A
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3.0. Geschichtliche Hintergründe
Das große A bei P 601 A steht für Armee.Das Wort Armee kommt aus dem Französischem Wort -armée- (Verb --> armer „aufrüsten, ausrüsten, bewaffnen“)
Zum besseren geschichtlichen Verständnis möchte ich erst einmal ein paar geschichtliche Fakten darstellen.
Die bewaffneten Organe der DDR unterstanden verschiedenen Ministerien
- Ministerium für Nationale Verteidigung (MfNV)
Gliederungen der Nationalen Volksarme (NVA)- Kommando Landstreitkräfte (KdoLaSK)
- Kommando Luftstreitkräfte/Luftverteidigung (KdoLSK/LV)
- Kommando Volksmarine (KdoVM)
- Kommando Grenze (ab 1973 selbstständige Organisation - Grenztruppen der DDR)
- Ministerium des Inneren (MdI)
- Deutsche Volkspolizei (DVP)
- Volkspolizei-Bereitschaft (VPB)
- Transportpolizei (Trapo)
- Kasernierte Volkspolizei (KVP) (ging 1956 in der NVA auf)
- Kampfgruppen der Arbeiterklasse
(formal dem Zentralkomitee der SED unterstellt, organisatorisch der DVP zugeordnet)
- Ministerium für Staatssicherheit (MfS)
- Ministerium für Außenhandel
bewaffnete und ausgebildete Kräfte der Zollverwaltung
3.0.1. Die Gesellschaft für Sport und Technik
Wenn man Sportwaffen, wie Luftdruck- und Kleinkaliberwaffen als Bewaffnung ansieht, muss die GST an dieser Stelle erwähnt werden.Die GST war eine vormilitärische Jugendorganisation der DDR.
Neben der gemeinschaftlichen Freizeitgestaltung technisch und sportlich interessierter Jugendlicher, bildete sie durch die vormilitärische Ausbildung auch den Nachwuchs für die NVA aus.
So war es auch verständlich, dass der eine oder andere, meist bei der NVA ausgemusterte P601 A oder F, dort zum Einsatz kam.
Die Benutzung der Fahrzeuge war streng an die Hierarchie der GST angekoppelt.
"So bekam ich als ganz kleines Mitglied (Kamerad) einen Kübel nur zu sehen, wenn ich etwas reparieren sollte.
Oder wenn es zum alljährlichen Fahrzeugappell ging.
Dann konnte ich den einen oder anderen wieder herrichten (oder sagen wir entkeimen?!?).
So fand ich einmal 3 Fünfmarkstücke beim Ausmisten.
Passte genau für die 14-40 (30 Flaschen Bier a 48 Pfennige).
Klar bin ich dann auf Grund meiner Aktivitäten, ganz stolz mit dem Kübel vorgefahren."
3.1.0. Wichtig
Der eine oder andere wird sich fragen, was meine nachfolgende trockene Aufzählung der Vorschriften soll??
Dazu folgendes Statement:
Zur einheitlichen Regelung des Dienstes wurden in der NVA militärische Bestimmungen erlassen.
Für den P 601 A wurden Ersatzteil- und Materialverbrauchsnormen erstellt.
Sie hatten anfänglich den Status einer Dienstvorschrift siehe DV 17/23 und ab 1971 den Status einer Ordnung und wurden als Katalog, siehe K 054/3/004, ausgeführt.
Jedes mal, wenn wesentliche technische Veränderungen am P 601 A realisiert wurden, wurden die Bestimmungen aktualisiert.
In Ermangelung von Zwickauer Dokumenten, kann man also sagen, die verschiedenen Bestimmungen dokumentieren im Wesentlichen die Entwicklungsstufen am P 601 A .
Leider habe ich (noch) keinen Zugriff auf die Dokumente von 1967 (1966???) und nach 1983.
Vielleicht kann mir jemand helfen!
3.1.1. Eckdaten
- 1964 – 1966
- Entwicklungsarbeiten und Einzelanfertigungen einer offenen Sonderausführung unter Verwendung der
wesentlichen Baugruppen des Pkw Trabant in Zwickau und Meerane. (1)
- Mai 1964
Forderung des Direktors für Technik der VVB Automobilbau für das Verteidigungsministerium auf Basis des Trabant 601 einen leichten Kübelwagen zu entwickeln (4) - Mai und Juni 1964
Konkretisierung der Vorstellungen des Verteidigungsministerium betreffs türloser Einstiege mit Sicherungsketten, keine Steckfenster sondern anknöpfbare Wetterschutzvorhänge, die Verwendung der strafferen Kombiwagen-Federung, Wegfall eines dritten Seitenfensters im Verdeck, den Einbau einer Nachtmarschanlage, die Unterbringung des Reserverades im Fond und Verwendung der serienmäßigen Stoßstangen. (4) - 31.12.
Bau eines ersten Prototyps abgeschlossen, anschließend Erprobung bei der Dienststelle Stahnsdorf (4)
- Entwicklungsarbeiten und Einzelanfertigungen einer offenen Sonderausführung unter Verwendung der
wesentlichen Baugruppen des Pkw Trabant in Zwickau und Meerane. (1)
- 1965
- vermutlich im 1. Quartal
Testfahrten mit den Prototypen, auch Grenzer-Trabi genannt. (2) - Ende März
Funktionsmuster "1" planmäßig ans Verteidigungsministerium übergeben (4) - 12. Mai
zweiter Musterwagen, in dem alle Forderungen der Armee eingeflossen sind, fertiggestellt, Fertigungsmusterreife, danach hatten sich beide Kübelwagen zunächst noch im harten Einsatz bei der "Truppe" zu bewähren. (4)
- 10.September
Dienstvorschrift DV-17/23 vom Chef Kraftfahrzeugwesen der NVA für Ersatzteil- und Materialverbrauchsnormen für laufende und mittlere Instandsetzungen der PKW Trabant 601 A
In Kraft ab 01.11.1965
- vermutlich im 1. Quartal
- 1966
- 14.März
Das Ministerium für Nationale Verteidigung der DDR erteilte den Auftrag zur Fertigung einer Vorserie von 10 "Kleinkübel P 601 A". (3)
Nullserienfreigabe (4)
Wahrscheinlich vom Stellvertreter des Ministers für Nationale Verteidigung und Chef für Ausrüstung bzw. für Technik und Bewaffnung Generalmajor Werner Fleißner.
- 05. April
"planmäßige" Ablieferung der bestellten zehn Stück, noch mit Handarbeit und wenigen Behelfsvorrichtungen gefertigten (4)
- 30. April bis 10. Mai
Truppenerprobung bei der NVA mit 8 Fahrzeugen (3)
- 1. August
Beginn Serien Produktion in Meerane und Zwickau
- 5.September
Vom KTA (Kraftfahrzeugtechnisches Amt der DDR) wird die ABE für den PKW Kleinkübel Typ P 601 A unter der Typschein-Nr. 816 erteilt.
Diese ABE entspricht den Typgenehmigungen vom KBA oder der europäischen Typgenehmigung (ETG).
Die Gültigkeit dieses DDR-Dokumentes ist auf der Grundlage des Einigungsvertrages gewährleistet.
Bei Problemen ist es immer günstig, wenn man das Dokument bei Abnahmen oder Ähnlichen vorlegen kann.
Download dieser ABE bei trabitechnik.com. (Klick auf das Vorschaubild!)
- 31.12.
Die ersten 165 Exemplare kamen zur "Truppe" (4)
- 14.März
- 1967
- Aktualisierung der DV-17/23 von 1965 (oder auch 1966???)
- 1970
- 17. November
Katalog K054/3/004 - Personenkraftwagen Trabant 601 A, Ersatzteil- und Materialverbrauchsnormen
vom Chef Kraftfahrzeugwesen der NVA
In Kraft ab 01.10.1971
- 17. November
- 1971
- 1. Oktober Außer Kraft der DV-17/23 von 1967
- 1977
- 30. September
Katalog K054/3/004 - Personenkraftwagen Trabant 601 A, Ersatzteil- und Materialverbrauchsnormen
vom Chef Kraftfahrzeugwesen der NVA
In Kraft ab 01.02.1978 - Katalog K054/3/004 von 1971 außer Kraft
- 30. September
- 1979
- 10. Mai
Katalog K054/3/004 - Personenkraftwagen Trabant 601 A, Ersatzteil- und Materialverbrauchsnormen
vom Chef Kraftfahrzeugwesen der NVA
In Kraft ab 01.09.1979 - Katalog K054/3/004 von 1978 außer Kraft
- 10. Mai
- 1983
- 19. September
Katalog K054/3/004 - Personenkraftwagen Trabant 601 A, Ersatzteil- und Materialverbrauchsnormen
vom Chef Kraftfahrzeugwesen der NVA
In Kraft ab 19.09.1983 - Katalog K054/3/004 von 1979 außer Kraft
- 19. September
Wilfried Kopenhagen, ehemals: Flugzeug Publikations GmbH 89257 Illertissen 1997 (bis 2001)
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(2) Zeitschrift Armeerundschau Juni 1965 Militärverlag der DDR.
(3) Schriftenreihe des Militärhistorischen Museums Dresden, Heft 6, Deutsche Militärgeschichte 1945-1970
Seite 46, Kübelwagen P 601 A, Fred Koch
(4) Quelle: Vom Hornig bis zur IFA; Christian Suhr; Schwarz Druck, Werbung und Verlag GmbH, Meerane 2006 1. Auflage
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